Der Vielklang des Neustarts
Organisieren, einsprechen, schreiben – wie ein „Rettungs- und Zukunftsprogramm“ des Bundes mich im zweiten Corona-Jahr auf Trab gehalten hat. Und wie es mich weiter beschäftigt.
Grau ist’s draußen an diesen Novembertagen. Grau nicht nur, weil der November 2021 sich bemüht, seinem Ruf alle Ehre zu machen. Die Aussichten sind gleichermaßen ergraut. Man debattiert schon wieder über Lockdowns. Ich verspüre das Bedürfnis, Online-Nachrichten zu meiden.
Es ist still um mich herum, die Heizung schnurrt und wenn die (ihrerseits novembergeplagte) Katze gerade nicht quakt, kommt das lauteste Geräusch von meiner Tastatur.
Ich fühle mich privilegiert, in einer solchen Situation zu sein. Zu verdanken habe ich das auch dem Programm „Neustart Kultur“ der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien.
Das Sprühen auf der Bühne
„Neustart Kultur“ hat mich in diesem Jahr dreifach beschäftigt. Und alles fing an mit einer Veranstaltungsreihe des VS – Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Baden-Württemberg, für die ich die Verantwortung und Teil-Organisation übernahm.
Im Rahmen der Reihe, die noch bis zum 14. Dezember 2021 läuft, kümmerte ich mich vorrangig um fünf Podiumsdiskussionen in Stuttgart zu Beziehungen zwischen Literatur und Gesellschaftspolitik. Also um die Frage, wie gesellschaftliche Umwälzungen das Schreiben beeinflussen und inwieweit das umgekehrt möglich ist.
Das vorzubereiten und zu begleiten war – nicht nur wegen der Pandemie – mehr Arbeit als gedacht. Aber die Begeisterung der Kolleginnen und Kollegen auf dem Podium, ihr Sprühen auf der Bühne, waren den Aufwand wert.
Notgedrungen hielt mich das Ehrenamt ein wenig von meinem eigenen Schreiben ab. Ich wollte mehr geschafft haben.
Seitensprünge und Abschlüsse
Dabei ist meine Bilanz gar nicht so übel, wie ich das gelegentlich selbst denke. Michele Lo Chiatto und ich haben den Erzählband Der Seitensprung zu Ende und raus gebracht. Am größten ist: Die Rohfassung meines neuen Romans mit dem Arbeitstitel Der Abschluss steht. An der sitze ich nun und überarbeite sie.
Das wird noch einige Monate in Anspruch nehmen. Dass ich mir die Zeit und Ruhe nehmen kann, habe ich ebenfalls „Neustart Kultur“ zu verdanken. Ich war nicht nur Vermittler der Fördergelder, sondern auch Empfänger, im Rahmen eines Stipendienprogrammes der VG Wort.
Und auch Der Seitensprung profitiert von „Neustart Kultur“. Ein Auszug aus der Erzählung Überwintern ist seit gestern in einem Podcast zu hören. Der lit.cast vom Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg hat bis dato 43 spannend-vielschichtige Lesebeiträge von Autor:innen aus dem Land veröffentlicht.
Das Jahr ist noch nicht zu Ende, die Pandemie ist (leider) noch nicht zu Ende, „Neustart Kultur“ ist (zum Glück) noch nicht zu Ende. Die Zeit ist schnelllebig und die Pandemie nur ein Aspekt unserer Zeit. Ich denke über die Zeit nach und wie ich sie erlebe.